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Oberursel – Faschingshochburg im Taunus, das hat lange Tradition. Zwar haben sich die Lokalitäten über die Zeit verändert, aber die Rituale sind noch so wie einst.
Als es die Stadthalle noch nicht gab, fand die feierliche Inthronisation des Oberurseler Faschingsprinzen im Prunksaal des „Schwanen“ statt, und die Fremdensitzungen gingen im „Capitol“ über die Bühne. Aber auch damals gab es schon einen Hofstaat, der den Prinzen feierlich begleitete. Und selbstverständlich hielt der Prinz eine Thronrede. Und auch damals schon musste der amtierende Bürgermeister sein Amt für die närrische Zeit abgeben und seinen Stuhl für den Prinzen räumen.
In einem Jahr war es aber dann doch noch ein kleines bisschen anders: Der Prinz kam nämlich aus dem „Lager des Königs“, sein Hofmarschall war Mobby Dick, seine Pagen waren Ursula und Andrea, und für die musikalische Untermalung bei den Veranstaltungen sorgten Bands wie die „Music Mixer“ oder die „3 Evergreens“. Und der Prinz trug nicht nur sein festliches Ornat, nein, er sah auch im Smoking blendend aus, denn „seine Oberweite war endlich mal wieder größer als die Unterweite“, wie es damals anerkennend hieß. Aber auch zu dieser Zeit hieß der närrische Schlachtruf „Dreimal Orschel Helau“.
Und als Dank für seinen Einsatz für die Fastnacht gab’s ein Service kostbarer Gläser von seinem Verein ….. Ob das heute wohl auch noch so ist?
Erklärung:
1961 war es soweit – ein Amerikaner aus dem Lager des Königs/Camp King kam als Faschingsprinz in Oberursel auf den Narrenthron. Sein Prinzenname: Hans I. Sein „echter“ Name: John Anthony Stefan Bokor, genannt Hans.
1934 in Budapest geboren, verschlug es Bokor und seine Eltern 1945 in die Oberpfalz. Von 1946 bis 1948 besuchte er in Passau das ungarische Gymnasium. Danach ging er für elf Monate nach Paris, bevor die Familie 1949 in die USA, nach Chicago, auswanderte. Fünf Monate nachdem er sein Jurastudium beendete hatte, ging er zur US Army. Und über Stationen in Georgia und Missouri verschlug es ihn im April 1960 nach Deutschland – in’s „Lager des Königs“ – als Offizier des US-Geheimdienstes.
Ein Novum seiner Regentschaft war sicherlich auch die glanzvolle Faschingsparty im Officers‘ Club der Mountain Lodge, zu der Colonel Franz H. Ross neben amerikanischen Freunden auch die Spitzen der Oberurseler Narretei eingeladen hatte. Für das gesamte Camp King nahm Oberst Ross dann auch gerne dankend einen Orden des Vereins Frohsinn entgegen.
Einen Wehmutstropfen hatte die Kampagne von Hans I. allerdings – nach einer Fremdensitzung im Capitol war sein heiß geliebter Opel Kapitän verschwunden. Als der Wagen am Faschingsdienstag in Bad Nauhaum wieder gefunden wurde, war er schwer beschädigt.