Die Stadt und ihre
Herrschaft
Mein herr von königstein
ein statt
Nit fern vonn Franckfurt ligen hat/
Wenn man wil gehn ins Hessenland/
So ligt die Stadt zur lincken hand/
Heist Vrsel/ vnd das völcklin ist/
Keins trugs gewohnt/ noch argen list/
Keins auffsatzs/ wuchers/hurerey/
Man hört von keiner büberei/
Sonder seind züchtig/ fromm vnd schlicht/
Gotts wort wirdt jn gepredigt recht.
Nach doctor Martin Luthers weiß/
Das hört man da mit allem fleiß/
Beid menner vnd die weiber sein
An leib geschickt/gerad/ vnd fein
Darzu han sie ein frommen herrn/
Was wolten sie doch mehr begern.
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Von keinem
schetzen haben
sie
(schetzen:
Schätzung mit dem Ziel
höherer
Besteuerung)
In langer zeit gehöret
nie/
Graff Eberhart bei seinem
leben
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Seim vettern
hat das land
gegeben/
Solchs vmb keiserlich
Maiestat
Graff Ludwigen erlanget hat/
Zu Stolberg ist er hochgeborn/
Die tugend hat er außerkorn/
Von seinem herrn vatter ist er
Gehalten worden zu der ler
Vnd hat von jugend vff
studiert/
Darumb er billich das land
regiert.
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Der Urselbach
Nun wil ich
weiter zeygen an
Wenn man ghen Reiffenberg wil gan
Da ligt der Feldberg/ des ich hab
Vorhin gedacht/ vom berg herab
Ein schöne bornquell wol ein meil
Ghen Vrsel fließt mit grosser eil
Zu welcher sich auch ander quelln
Zwischen der statt Vrsel geselln.
Vnd wird ein solche bach
darauß
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Das sie den
bürgern überauß
Nütz ist/ dann sunst warlich die statt
Von Gott kein grösser kleinot hat/
Darumb ich acht/ für solche gab
Die Statt Gott wol zu danken hab/
Dann sich da mancher weber neert/
Weil jn Gott hat die Bach beschert/
Vnd kupfferschmid jhrn handel treiben/
Sonst kund daselbst jr keiner bleiben/
Ein feine mül steht in der Stadt/
Die keinen abgang nimmer hat/
Wann anderß wo die Bech vergehn/
Vnd die müllstein still müssen stehn/
Vnd die müller im schaden ligen
Weil jn die wasserquelln versigen
So wirt das volck bewegt auß not/
(Vff das sie widder haben brot)
Zu farn ghen Vrsel in die Stadt/
Manch frembder trifft den Vrsler pfadt/
Dann diese Bach geht nimmer ab/
Ist das nun nit ein grosse gab?
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Das wasser
zeugt auch solche fisch/
Die man wol auff eins fürsten tisch
Möcht setzen/ jn damit zu ehrn/
Wann sie nur wol bereitet wern/
Krebs/ Grundeln/ forelln/ Koben/ kressen/
Solt die ein Fürst nit mögen essen?
Noch hab ich auch zu zeigen an/
Was diß wasser mehr nützen kan/
Ein schönen wisengrundt die stadt
Zur rechten vnd zur lincken hat/
Dem ist die bach gleich wie der mist
Vff einem magern acker ist.
Viel feiner gärten liegen da/
Wie Tempe in Thessalia/
(paradiesische
Landschaft in Griechenland)
Vnnd lustig wie ein paradeiß
Vnder den gärten hat den preiß
Herr Philips Reiffensteinen gart/
Den jm mein herr Graff
Vmb trewe dienst geschencket
hat/
(Lob des Philipp
Reiffenstein, Humanist
und gräflicher Amtmann in Ursel auf
der "Burg"
seit 1529)
Der gart ligt oben an der
Stadt/
Den hat Philippus
zubereit
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Mit sonderer
geschicklichkeit/
Es ist alles lustig vnd fein/
Ein lauter wasser fleußt darein
Daher sein weiher ist fein klar
Von frischem wasser immerdar/
Vil baum vnnd kreutter mancher art
Viel schöner blümlein zeugt der gart/
Im garten man auch kirschen findt/
Die lustig anzusehen sindt/
Vier kirschen stehn an einem stil/
Daneben ich anzeigen wil/
Welchs ist nur lustig überauß/
Das jm die Bach leufft durch das hauß/
Ehe dann die Bach kompt in die Stadt/
Philippus sie empfangen hat/
So fein lustig fleußt sie daher/
Frisch wasser fehlt jm nimmermehr/
Das wasser zeugt jm fisch im hauß/
kompt jm ein gast/ so nimpt er drauß
So vil er wil vnd stelts jm dar
Solchs kan er thun durchs gantze jar/
Zu Nürnberg in der reichen stadt
Kein Bürger schöner kleinot hat/
Diesem Philippo ists beschert/
Er ist der ehrn auch warlich werdt/
Dann er ist kostfrei/vnd sein brot/
Bricht er dem armen in der not/
Vnd wann er einem dienen kan/
Da ist er gar ein willger man/
Die Reiffensteiner haben zwar
All solch gemüt/ das ist wol war/
Vnnd wissen wol zu halten sich/
Aber Philips ist sonderlich
Holdselig/vnd ein tewer man.
Nun wil ich weiter zeigen
an/
Was Gott noch weiter für wolthat
Den Vrselern bescheret hat/
Das schöne wasser nit allein
Zu Vrsel braucht die gantz gemein
Gott hat die Stat noch mehr verehrt/
Vnd gute brunnen jn beschert/
Die hat man mit behendigkeit
Biß mitten in die Statt geleit.
Das ich aber mit grossem fleiß
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Der Stadt Vrsel geb
solchen preiß/
Das soll mir ja niemand verkern/
Sie seind wol wirdig solcher ehrn/
Dann ich ein wolgezogen
weib
Mit einem säuberlichen
leib
Bei jnen überkommen hab
Von wegen solcher schönen gab/
Danck ich zum ersten hertzlich gern
Gott meinem allerliebsten herrn/
Nebst Gott danck ich gedachter stadt
Die mich also begabet hat.
(Erasmus Alberus
heiratete 1522 eine
Urseler Bürgerstochter mit
Namen Katharina)
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