Stein- oder Walzenmühle - Mühlen im Hessenpark

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Stein- oder Walzenmühle

Kappenwindmühle


Der Wind ist für alle da,
man muß ihn nur nutzen.

Wir zeigen in unserer Kappenwindmühle zwei verschiedene Versionen von Mahlverfahren. Einerseits wird das ursprüngliche Verfahren mittels Mahlsteinen gezeigt, andererseits ist auch die Vorgehensweise mittels Transmission und Walzenmahlwerk (a. Walzenstuhl und/oder b. Ausmahlmaschine) zu sehen. Da es keinen exakten Zeitpunkt für den Übergang von Mahlsteinen zu Walzen gibt, legen wir uns auf den Zeitraum vor und nach 1900 fest. Es soll anhand von exemplarischen Beispielen gezeigt werden, dass beide vom Wind angetriebenen Versionen möglich waren, aber auch andere Antriebsmöglichkeiten (z.B. Dampfmaschine oder Elektromotor) genutzt wurden.

Vor 1900 - Nutzung von Mahlsteinen

Bis Ende des 1900 Jahrhunderts wurde fast ausnahmlos bei wind- und wassergetriebenen Mühlen mit Mahlsteinen Getreide gemahlen. Zwar entwickelten sich andere Antriebsmechanismen (wie z.B. die Dampfmaschine und der Elektromotor), die aber wirtschaftlich erst zu einem späteren Zeitpunkt für Großmühlen interessant wurden. Unzählige kleinere und mittlere Mühlen konnten sich derartige Investionen gar nicht leisten. Viele kleinere Mühlen entstanden in den Anfängen der Müllerei, im Europa, zu Beginn des 11. Jahrhunderts und der Folgezeit. Dabei entwickelte sich aus der ursprünglichen Bockwindmühle (ältester Mühlentyp in Europa) im 16. Jahrhundert nach und nach die Kappenwindmühle.

Die Bockwindmühle wurde auch allgemein als "Deutsche Mühle" bezeichnet. Neben dieser entstanden im Laufe der Jahre Abwandlungen (z.B. Kokerwindmühle oder auch Paltrockwindmühle) - alle hatten den Nachteil, dass das komplette Gehäuse in den Wind gedreht werden mußte. Außerdem erlaubte diese Bauform maximal zwei Mahlgänge aufzunehmen. dieses änderte sich später durch eine neue Bauform der Mühle nämlich als Kappenwindmühle. Vorteil hierbei: größere Bauform mit mehrere Mahlgängen, da lediglich die Kappe in den Wind gestellt werden mußte.

Trotz allem haben sich beide Bauformen bis ins 20. Jahrhundert gehalten. Allerdings nur bei Kleinmühlen mit recht geringer Mahlkapazität.

Nach 1900 - Walzen als Erfolge der Industriealisierung

Das Zeitalter der Industrialisierung begann etwas 1840 in England - bereits 1835 fuhr die erste Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth. Die Zeit der Hochindustrialiesierung in Deutschland begann dann etwa 1870 mit dem Kaisereich. Als Stahlwalzen wirtschaftlich produziert wurden, konnten an Stelle der Mahlsteine Hartwalzen eingesetzt werden.

Das 19. Jahrhundert war für die Mühlentechnik, und nicht nur für die Mühlentechnik, das Jahrhundert der Erfindungen. Die Mühlentechnik begann sich grundlegend zu wandeln. Neben Dampfmaschinen wurden Walzenstühle, Reinigungsmaschine für Getreide sowie Sichter (Siebmaschinen) und Mischer verwendet. Werkstoffe wie Eisen und Stahl hielten Einzug.

Allmählich setzt sich die neue Antriebstechnik in Mühlen in Deutschland durch. Bei Großmühlen (z.B. Industriemühle in Berlin, Magdeburg oder Hamburg) wurden nach und nach die Mahlverfahren von Mahlsteinen auf Walzen umgestellt. Dazu notwendig war eine Verbindung von einer Energiequelle (z.B. Windkraft oder Dampfmaschine) zu den im Einsatz befindlichen Walzenstühlen (später auch den Ausmahlmaschinen). Diese Verbindung geschah über einen Transmissionsantrieb, d.h. von einer Antriebquelle wurden über verschieden Wellen, auf denen Riemenscheiben angebracht waren, die Verbindung zur mechanischen Walze geführt. Unterschiedliche Riemenscheiben-Durchmesser ermöglichten unterschiedliche Geschwindigkeiten für das Endgerät.

Allerdings wurden noch bis weit in das 20. Jahrhundert bei kleineren Mühlen mit Mahlsteinen gearbeitet. Etwa 1965 waren die meisten Mühlen stillgelegt. Ihr Dasein wurde beendet weil ein wirtschaftlicher Nutzen nicht mehr gegeben war. Andere Mühlen, vor allem Großmühlen, waren in der Lage die Produktionmenge im Monat von einer Kleinmühle locker an einem Tag zu produzieren.

 
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