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Der Walzenstuhl
Walzenstühle gibt es seit über 150 Jahren und haben bis zum heutigen Tag ihre herrausragende Einsatzmöglichkeit nicht verloren.
Eine Speisevorrichtung am Einlauf in die Maschine führt das Mahlgut gleichmäßig zwei geriffelten Hartgusswalzen zu, die sich mit untersschiedlichen Umfangsgeschwindigkeiten drehen. Durch den Druck der Riffeln werden die Teilchen zerschnitten und infolge der Voreilung der einen Walze auseinandergerissen.
Ein guter zweckmäßig gebauter Walzenstuhl ist in der kleinsten Mühle nicht mehr zu entbehren. Bei dem Bau dieser wichtigen Müllereimaschine ist es Grundbedingung, daß alle Teile aus vorzüglichem Material angefertigt werden, und daß die Konstruktion und Ausführung dem Verwendungszwecke entspricht. Der Unterbau des Stuhles besteht aus einem stabilen Hohlgußgehäuse, an dem die Lager für die Walzen angebracht sind. Die Walzen sind beidseitig gelagert und mit selbsttätiger Schmiervorrichtung versehen sind. Das Oberteil des Walzenstuhles ist mit doppelten Speisewalzen versehen, die eine gleichmäßig verteilte Zuführung des Mahlgutes zwischen die Mahlwalzen sichern, durch einen Winkelschieber läßt sich die Zulaufmenge regeln. Die parallele Einstellung der Walzen erfolgt an beiden Seiten durch Handräder.
Fabrikat im Freilichtmuseum Hessenpark:
Der dargestellte Walzenstuhl stammt ca. aus dem Jahr 1910 und wurde von der Firma W. & J. Scheid, Maschinenfabrik & Eisengießerei, Mühlenbauanstalt, Limburg a.d. Lahn gefertigt.
Die Funktionsweise
Das Mahlen in den Mühlen umfasst zwei Verarbeitungsgänge, die sich mehrfach wiederholen: Zerkleinern und Sieben. Der Walzenstuhl verrichtet das Mahlen. Hierbei wird der Mehlkern in mehreren Arbeitsgängen schonend von den Schalenteilen gelöst. Das dabei entstehende Gemenge wird zur Trennung auf einen Plansichter geleitet. Die groben Teilchen, die noch nicht Mehl sind, werden mittels Pneumatik oder mechanischer Transportarten wieder auf den Walzenstuhl geleitet. Ein Durchgang durch Walzenstuhl und Plansichter wird „Passage“ genannt. Beim „Schroten“ werden die Körner durch Riffelwalzen aufgebrochen, beim „Auflösen“ (durch Glattwalzen) die Mehl-
In einem geschlossenen Gehäuse fällt das Getreide ins obere Ende des Walzenstuhls. Dort führt eine Speisewalze es unter Gewährleistung eines steten Volumenstroms dem Mahlspalt zu. Dieser bildet sich durch zwei horizontal oder diagonal angeordnete Walzen, die (wie Zahnräder) gegenläufig sind.
Der Müller hat hierbei verschiedene Einstellmöglichkeiten:
Abstand zwischen den Walzen (Mahlspalt)
Differenzialgeschwindigkeit (Voreilung bei Riffelwalzen 1:2,5 und bei Glattwalzen 1:1,25)
Anzahl der Riffel
Riffelwinkel (Drall)
Stellung der Riffel zueinander (Rücken:Rücken, Rücken:Schneide, Schneide:Schneide, Schneide:Rücken)
Speisung
In einem modernen Walzenstuhl wird die Geschwindigkeit der Speisewalze nach den Angaben eines Gewichtsfühlers im Vordepot geregelt. In etwas älteren Versionen steuert eine Platte im Vordepot die Speisung, indem sie auf eine Mechanik wirkt. Hier wird die Drehzahl der Speisewalze mit einem Hebel durch den Müller festgelegt. Die Drehzahl der Speisewalze und die Öffnung der Speisung ist sehr wichtig für die Vermahlung und die nachgeschalteten Maschinen, da diese bei zu hoher Beaufschlagung überlastet werden können.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Walzenstuhl